Globenaut

Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.
Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte
Resolution 217 A (III) vom 10.12.1948/Artikel 19
Zensoren sind Verbrecher!
BPjM: Trusted Censorship
Christliche Werte — Neine Danke!

Leseempfehlung im Lawblog

von Globenaut am 25.7.09

Unter der Überschrift „So kann’s gehen“ hat Udo Vetters Lawblog eine Leseempfehlung ausgesprochen. Die Leseempfehlung bezieht sich auf die Wirkung des Zugangserschwernisgesetzes von Zensursula. Interessant und wirklich lesenswert sind nun die vielen Kommentare zu diesem Blogeintrag im Lawblog, zeigen sie doch, wieviel Verunsicherung, Angst aber auch Naivität, technisches Unverständnis und leider auch Falschheit unter vielen Surfern herrscht. Im Gegensatz zu anderen Versuchen die Wirkung des Gesetzes aufzuzeigen, ist der Versuch im lawblog wirklich gelungen, da man hier die Reaktionen der Surfer nachlesen kann. Übrigens, meine besonderen Favoriten unter die vielen Einträgen sind die Einträge Nr. 2 und, Tusch, Nr. 95. Bemerkenswert an vielen Einträgen ist jedoch, daß man sich selber nicht dafür verantwortlich hält, wenn auf einen Verweis klickt. Genau diese Verhaltensweise dürfte auch eine Mitschuld an der Verbreitung von Schadsoftware und für den Erfolg von phishing tragen. Hier zeigt sich besonders gut das Defizit des Gesetzgebers, in dem er den Benutzer der grundlegenden Funktion des WWW, die Verlinkung, kriminalisert, ohne gegen die Verusacher vorzugehen.

Das Grundproblem bleibt aber weiterhin bestehen, denn die eigentlich Verantwortlichen für dieses Gesetz in der Politik werden dadurch nicht erreicht, leider.

Labels: , , , ,

#  0 Kommentare

Ursel aus dem Mustopf

von Globenaut am 24.7.09

Man kommt sich vor wie in der Augsburger Puppenkiste, nur ist diese wenigstens noch lustig. Aber hier zieht irgendeiner an ‘nem Faden und die Marionetten hampeln rum. Diesmal heißt die Geschichte Ursel aus dem Mustopf, stellt doch die Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) in einem Interview mit der Rheinischen Post [1] ihre neue Idee vor: Einen Verhaltenskodex für das Internet! Nicht nur Internetveteranen möchten ihr laut und vernehmlich ein

RTFM rfc 1855

entgegenrufen. Diesen als Netiquette [2] bezeichneten Verhaltenskodex gibt es schon seit 1995 (!), doch die Ursprünge sind weitaus älter. Solche Codices gab es schon im FIDO-Net und zu Mailboxzeiten. Praktisch jeder Dienst hat seine Form eines Verhaltenskodex veröffentlicht. Nachdem nun aber das erste Gelächter über jemand der locker 20 Jahre im Mustopf verbracht hat verhallt ist, erheben sich dennoch ein paar Fragen.

Normalerweise interessieren mich anderer Leute Familienverhältnisse weniger, aber in diesem Falle fragt man sich schon in was für einer Familie Fr. v. d. Leyen lebt. Sie hat immerhin sieben Kinder. Sind die alle Internetanalphabeten, die ihrer Mutter nicht mal so nebenbei auf die Schulter klopfen können und sagen, „Mama du erzählst Unsinn“? Oder wird im Hause v. d. Leyen nicht kommuniziert sondern nur von oben nach unten angeordnet?

Die zweite, weitaus wichtigere Frage ist aber eine andere. Was genau schwebt Fr. v. d. Leyen vor? Wenn man das weiter denkt, erstellt also demnächst das Familienminsterium einen Verhaltenskodex für das Internet, kurz den Laienkodex. Gut (oder auch nicht) und was dann? Was passiert wenn man sich nicht daran hält? Welche Sanktionsmöglichkeiten sind durch wen vorgesehen? Können mit einem einfachen Kodex überhaupt Verstöße geahndet werden? Wohl eher nicht, hierfür bedarf eines Gesetzes und an dieser Stelle wird es brenzlig, denn bei einem solchen Gesetz läuft es darauf hinaus, daß Äußerungen von Individuen reglementiert werden sollen. Das kennt man bereits seit langem unter dem Namen Zensur. Aber wie bereits zu erahnen ist, ist es natürlich auch in diesem Zusammenhang unterirdisch von Zensur zu sprechen. Aber FrauMinisterin läßt es sich bestimmt nicht nehmen in der nächsten Zeit weitere Erläuterungen zu ihrer neuen und dennoch so alten Idee verlautbaren zu lassen.


So wie es heute aussieht, steht zu befürchten, daß nach den nächsten Bundestagswahlen am 27.09.2009 die CDU erneut Regierungsbeteiligung erringen kann. In diesem Falle wird Fr. v. d. Leyen wohl Ansprüche auf das Gesundheitsministerium erheben und was uns dann bevorsteht kann man nur dunkel erahnen. Unzweifelhaft gehört das Gesundheitsminsterium zu den wichtigeren Ministerien in Deutschland und berücksichtigt man die geistige Grundhaltung von Fr. v. d. Leyen (streng christlich [4], auf ihre Art fast schon fundamentalistisch) sowie ihr Verhalten im Familienministerium kann einem Angst und Bange werden. Sie ist quasi unbelehrbar, unabhängig davon wieviel Fakten gegen sie sprechen, verbreitet sie weiter die ihr genehmen, erwiesenermaßen falschen Aussagen. Dazu kommt wohl auch noch eine große Portion feiger Arroganz, die es ihr nicht erlaubt Fehler einzugestehen. Man denke an den Vorwurf gegenüber Indien, keine Gesetze gegen Kinderpornografie zu haben. Erst nachdem die indische Botschaft eine Protestnote eingelegt hat, kam aus dem Familienministerium eine Entschuldigung. Wohlgemerkt, das Familienministerium — der nachgeschaltete Verwaltungsapparat — hat sich entschuldigt (wohl um außenpolitische Verwicklungen zu vermeiden) nicht etwa die Ministerin selber. Das Letzte was dieses Land gebrauchen kann, sind Leute dieser Art an irgendwelchen Schaltstellen der Macht. Menschen die meinen eine Mission zu haben, haben genug Unheil in der Welt angerichtet oder sind dabei es zu tun.


  1. http://www.rp-online.de/public/article/politik/deutschland/735619/Von-der-Leyen-Verhaltenskodex-fuer-soziale-Netzwerke.html
  2. Netiquette Guidelines
    http://www.ietf.org/rfc/rfc1855.txt
  3. http://www.Chatiquette.de/
  4. http://www.gerwin.de/content.php?id=148

Labels: , , , ,

#  0 Kommentare

Skripttipp #7: Datenaustausch zwischen Zwischenablage und Terminal

von Globenaut am 21.7.09

Der erste Teil beschreibt das Verfahren für MacOS X, weiter unten folgen dann Hinweise für Linux.

Besonders hilfreich sind die nachfolgend beschriebenen Funktionen beim Schreiben von Dokumentationen (bspw. Verzeichnislisten, Dateiinhalte) zur Weiterverabritung von Suchergebnissen oder auch mal zur Übertragung eines längeren Passwortes ohne Intermediärdatei.

MacOS X

Mac-Benutzer sind es seit den Anfängen gewohnt mittels Einfügen und Einsetzen Daten über die Zwischenablage zwischen Programmen auszutauschen. Seit MacOS X hat auch das klassische UNIX-Terminal Einzug gehalten, mit dem auch dann und wann Daten von Programmen der grafischen Oberfläche ausgetauscht werden sollen. Die beiden klassischen Wege über Kopieren und Einsetzten bzw. Drag & Drop funktionieren wie gewohnt, aber es gibt noch eine dritte Möglichkeit, die mehr Funktionalität bietet und oft auch schneller ist. Daher heute ein paar Tipps zu einem meinem Eindruck nach wenig bekannten, aber äußerst nützlichen Befehlspaar unter MacOS X: pbpaste und pbcopy.[1] Sie sind Bestandteil von MacOS X, daher ist keinerlei Installation notwendig. Mittels dieser beiden Terminalprogramme kann man Daten vom Terminal direkt in die Zwischenablage (pbcopy) bzw. aus der Zwischenablage (pbpaste) in das Terminal — genauer nach stdin — schreiben:

#:~>cat Test.txt | pbcopy
#:~>

Alternativ läßt sich auch mit der Ausgabeumleitung arbeiten:

#:~>pbcopy < Test.txt
#:~>

Eine Kopie des Inhaltes der Datei Test.txt befindet sich jetzt in der Zwischenablage. Dies ist deutlich schneller als das Aktivieren der Ausgabe im Terminalfenster oder das Anlegen einer temporären Datei und Öffnen dieser im Programm der grafischen Oberfläche (sofern sich dort überhaupt eine Textdatei öffnen läßt). Dies funktioniert natürlich auch mit jedem anderem Terminalprogramm oder Skript, welches eine Ausgabe auf stdout liefert:

#:~>ls -Ghl | pbcopy
#:~>grep blabla Test.txt | pbcopy
#:~>Mein_Skript.sh | pbcopy
#:~>

Pbcopy bietet die wohl schnellste Möglichkeit die Ergebnisse von Terminalprogrammen in die grafische Oberfläche zu bekommen. Allerdings kann ein Fallstrick entstehen, wenn man fälschlicherweise anstelle der Pipeline (|), die Ausgabeumleitung (>) benutzt:

#:~>Mein_Skript.sh > pbcopy
#:~>

Das funktioniert zwar fehlerfrei, führt nicht zum gewünschten Ergebnis. Alle Ausgaben von Mein_Skript.sh werden durch die Ausgabeumleitung in eine neu angelegte Textdatei namens pbcopy geschrieben. Das Programm pbcopy wird weder ausgeführt, noch muss es überhaupt vorhanden sein! Ein einfaches ls im Terminal zeigt es.

Richtig interessant wird pbcopy aber erst im Netzwerk, denn es kann zum schnellen Datentransfer zwischen zwei Rechnern benutzt werden. Angenommen man möchte den Inhalt einer Textdatei von einem entfernten Rechner in die Zwischenablage des eigenen Rechners holen:

#:~>ssh User@Entfernter_Rechner "cat Test.txt" | pbcopy
User@Entfernter_Rechner password:
#:~>

Die Datei Test.txt wird auf dem entfernten Rechner ausgelesen, über das Netzwerk nach stdout auf dem eigenen Rechner transferiert und über die Pipeline direkt in die Zwischenablage geschrieben.

Das eigentlich bemerkenswerte an dieser Befehlsfolge ist aber, daß auf dem entfernten Rechner weder MacOS X, noch pbcopy vorhanden sein müssen! Es funktioniert mit jedem Rechner, sofern man sich dort mittels SSH einloggen kann. Etwas anders sieht der Fall aus, wenn man sich erst auf dem entfernten Rechner eingeloggt hat und dann versucht mit pbcopy zu arbeiten:

#:~>ssh User@Entfernter_Rechner
User@Entfernter_Rechner password:
User@Entfernter_Rechner:~>cat Test.txt | pbcopy
#:~>

In diesem Falle arbeitet man mit stdin und stdout auf dem entfernten Rechner, d.h. es wird pbcopy auf dem entfernten Rechner und somit i.d.R. MacOS X benötigt. Außerdem würde diese Befehlsfolge den Inhalt der Datei in Zwischenablage des entfernten Rechners schreiben (was unter bestimmten Bedingungen auch durchaus sinnvoll sein kann) und nicht über das Netzwerk auf den eigenen Rechner transferieren.

Ein weiteres Anwendungsgebiet von pbcopy und pbpaste kann in Kombination mit dem do shell-Befehl von AppleSkript liegen, auch wenn AppleSkript einen eigenen Befehl zum Zugriff auf die Zwischenablage (the clipboard) bietet.

Linux

Unter Linux und in X11-Umgebungen leisten xsel und xclip analoge Funktionalität. Ubuntu-Benutzer müssen xclip und xsel noch nachinstallieren, was auf der Kommandozeile mit einem einfachen sudo apt-get install xclip bzw. sudo apt-get install xsel gemacht wird. Der Ablauf sollte ungefähr wie folgt aussehen:

#:~>sudo apt-get install xclip
Paketlisten werden gelesen... Fertig
Abhängigkeitsbaum wird aufgebaut       
Lese Status-Informationen ein... Fertig
Die folgenden NEUEN Pakete werden installiert:
  xclip
0 aktualisiert, 1 neu installiert, 0 zu entfernen und 117 nicht aktualisiert.
Es müssen 16,6kB an Archiven heruntergeladen werden.
Nach dieser Operation werden 77,8kB Plattenplatz zusätzlich benutzt.
Hole:1 http://de.archive.ubuntu.com jaunty/universe xclip 0.08-8 [16,6kB]
Es wurden 16,6kB in 4s geholt (3403B/s)
Wähle vormals abgewähltes Paket xclip.
(Lese Datenbank ... 104291 Dateien und Verzeichnisse sind derzeit installiert.)
Entpacke xclip (aus .../archives/xclip_0.08-8_i386.deb) ...
Verarbeite Trigger für man-db ...
Richte xclip ein (0.08-8) ...
#:~>apt-get install xsel
[sudo] password for Globenaut:
Paketlisten werden gelesen... Fertig
Abhängigkeitsbaum wird aufgebaut       
Lese Status-Informationen ein... Fertig
Die folgenden NEUEN Pakete werden installiert:
  xsel
0 aktualisiert, 1 neu installiert, 0 zu entfernen und 117 nicht aktualisiert.
Es müssen 19,2kB an Archiven heruntergeladen werden.
Nach dieser Operation werden 86,0kB Plattenplatz zusätzlich benutzt.
Hole:1 http://de.archive.ubuntu.com jaunty/universe xsel 1.2.0-1 [19,2kB]
Es wurden 19,2kB in 0s geholt (39,3kB/s)
Wähle vormals abgewähltes Paket xsel.
(Lese Datenbank ... 104284 Dateien und Verzeichnisse sind derzeit installiert.)
Entpacke xsel (aus .../archives/xsel_1.2.0-1_i386.deb) ...
Verarbeite Trigger für man-db ...
Richte xsel ein (1.2.0-1) ...
#:~>

Wie fast immer unter Linux erhält man mit xclip -h oder man xclip Informationen zur Benutzung von xclip und analog für xsel.
Für das Schreiben der Daten in die Zwischenablage gibt es, wie meistens, mehrere Wege:

#:~>xclip Test.txt
#:~>
#:~>cat Test.txt | xclip
#:~>

Von der Zwischenablage ins Terminal kann man es so machen:

#:~>xclip -o
#:~>Ich bin Text aus der Zwischenablage von Ubuntu.

Wie schon im Abschnitt von MacOS X, kann man eine Datei direkt übers Netzwerk in die Zwischenablage einlesen, ohne daß auf dem entfernten Rechner die Terminalprogramme vorhanden sein müssen. Eine ssh-Verbindung reicht aus:

#:~>ssh User@Entfernter_Rechner "cat Test.txt" | xclip
User@Entfernter_Rechner password:
#:~>

Da UNIX im Grunde meherere Zwischenablagen [2] kennt, kann man diese auch gezielt ansprechen, wenn es notwendig sein sollte. Meist reicht aber die Voreinstellung aus.

#:~>ssh User@Entfernter_Rechner "cat Test.txt" | xclip -selection clipboard -i
User@Entfernter_Rechner password:
#:~>

Wer in diesem Falle öfter Daten vom Terminal in die Zwichenablage übertragen muß, sollte sich ein alias in der .bashrc anlegen, damit alles was an xclip geleitet wird, automatisch in der Zwischenablage landet:

alias xclip -selection clipboard

  1. http://developer.apple.com/DOCUMENTATION/Darwin/Reference/ManPages/man1/pbcopy.1.html
  2. http://standards.freedesktop.org/clipboards-spec/clipboards-latest.txt

Labels: , , , , , , , , , , , ,

#  0 Kommentare

Vodafone — der mißverstandene Telekomriese

von Globenaut am 17.7.09

Vodafone hat in seinem Blog zu den Sperrungen — die keine Sperren sind, sondern nur Zugriffserschwernisse für DAUs — Stellung genommen [1], aber in einer Form, die zeigt, daß sie die Art und Weise der Kommunikation im Internet und speziell in Blogs nicht verstanden haben:

Die Debatte zu unserer LivePK hat unter Anderem unsere Haltung zu der Zugangserschwerung von kinderpornographischen Seiten in den Mittelpunkt gerrückt. Die sexuelle Misshandlung von Säuglingen und Kindern ist eines der menschenverachtendsten Verbrechen die man sich vorstellen kann. Hierüber besteht breiter Konsens. Wir sind der Meinung, dass vor dem Hintergrund dieser extremen Natur des Kindesmissbrauchs eine ausgesprochene Sonderstellung des Themas vorliegt und entschlossenes und konsequentes Handeln erforderlich ist.
Wir haben stets betont, dass wir Internetsperren für andere Themenfelder ausschließen. Die Ausweitung von Zugangserschwerungen auf andere Inhalte lehnen wir strikt ab. Die breite Öffentliche Debatte zeigt, dass die Bevölkerung sehr sensibel für das Thema Internetzensur ist. Um langfristig zu dem Thema eine sachliche Debatte zu führen, ist es aus unserer Sicht wichtig, den Extremfall Kinderpornographie aus der Diskussion um Internetsperren als erledigt ausklammern zu können.
Breiter Konsens

Ist dem tatsächlich so oder wird hier nur mal wieder Ursula von der Leyen zitiert? Nach Verwässerung des Begriffes Kinderpornografie durch die vor einiger Zeit vorgenommenen Gesetzesänderungen und die Einführung von Anscheins- und Jugendpornografie ist eben genau der angebliche Konsens gebrochen worden. Unter kinderpornografisches Material fallen inzwischen auch Inhalte an denen überhaupt keine real existierenden Kinder beteiligt sind oder waren (Geschichten, Anime, Avatare). Es wurden vom Gesetzgeber mit voller Absicht Verbrechen ohne Geschädigte geschaffen. Genau dies ist der eigentliche Skandal. Der reale, physische Mißbrauch von Kindern wurde somit vom Gesetzgeber abgewertet.

Die oft von Frau von der Leyen wiederholte Theorie des „Anfixens“ ist nicht haltbar. Jede Form von Sexualität ist eine natürliche (sic!) Veranlagung. Auch wenn es manch Einem schwerfällt, die Gesellschaft muß lernen zu akzeptieren, daß Pädophilie eine natürlich vorkommende Variante der Sexualität ist und immer sein wird. Zum Schutz der Kinder gilt es, entsprechend Veranlagten im Vorfeld Hilfestellungen zu offerieren, die sie diskriminierungsfrei in Anspruch nehmen können. Übrigens sei angemerkt, daß die meisten Mißbrauchsfälle immer noch in der eigenen Familie stattfinden. Heterosexuelle werden weder homosexuell noch pädophil durch Konsum entsprechenden Materials. Der Gedanke des „Anfixens” erinnert entfernt an die Idee evangelikaler Christen — vornehmlich aus den USA — Homosexualität heilen zu wollen, denn dort herrscht auch die Auffassung vor, daß man zu Homosexualität verleitet wird. Hätte Frau von der Leyen recht, bräuchte man Homosexuellen nur ein paar Heteropornos zu zeigen und schon wären sie hetero-angefixt. Genau dies funktioniert aber nicht. Interessanterweise haben Analysen von Sperrlisten aus anderen Ländern ergeben, daß neben anderen Inhalten eben auch Seiten mit homosexuellen Inhalten auf der Sperrliste landen und bei weitem nicht nur Seiten mit kinderpornografischen Inhalten. Warum sollte das bei uns anders sein? Auch vor dem Hintergrund von Frau von der Leyen — protestantisch, streng konservativ — ist es mehr als nur wahrscheinlich, daß hinter solchen Vorstößen eben nicht nur der reine Wunsch nach Sperrung nur von Seiten mit dargestelltem Kindesmißbrauch steht, wie auch ein konservativer Parteikollege durchblicken ließ:

[...] sich erstmal mit dem Thema Kinderpornographie befassen, damit die öffentliche Debatte nicht in eine Schieflage gerät.

Man beachte bei dieser Aussage von Wolfgang Bosbach (CDU) das kleine Wörtchen erstmal. Wie bereits im Vorfeld zum Gesetz die Diskussionen gezeigt haben, geht es eben auch um „Killerspiele“, Glücksspiele, gesetzlich verbotene Meinungen (bspw. ist die Holocaustlüge eine in Deutschland verbotene Meinung), Islamismus, Drogen und andere dem konservativen Leitbild widersprechende Sachverhalte. Auch gibt es schon seit Langem immer wieder Zensurversuche, wie bspw. die durch die Bezirksregierung Düsseldorf (Jürgen Büssow) oder von Pro-Ana-Texten, Pro-Mia-Texten und Pornoseiten. Bisher haben sich solche Maßnahmen glücklicherweise meist als relativ wirkungslos erwiesen, haben aber eben auch viel Staub aufgewirbelt. Bei der Struktur die jetzt geschaffen wird, hat Vodafone, seines Zeichens ein Telekommunikationsunternehmen, mit anderen Providern maßgeblich daran mitgewirkt, eine Infrastruktur zu schaffen, um zukünftige Sperrungen recht geräuschlos durchführen zu können. Insofern ist es infam sich jetzt als Unschuldslamm darstellen zu wollen. Gerade von einem Telekommunikationsunternehmen wird erwartet, daß es nicht einmal in die Nähe des Verdachtes von Zensur oder Abhörmaßnahmen gerät.

Ausweitung von Zugangserschwerungen auf andere Inhalte...

Diese Aussage soll wohl ein Versuch sein, zu retten was zu retten ist. Vodafone hat maßgeblich als Rädelsführer an den Sperrmaßnahmen mitgewirkt, deren Ergebnis nun in geheimen Verträgen zwischen einigen Großunternehmen und dem Staat niedergelegt sind. Wenn es denn wirklich „nur“ um die bildliche Darstellung von Kindesmißbrauch ginge, bräuchte man diese Verträge nicht geheimhalten. Außerdem beruht das Sperrverfahren auf einer geheimen Liste des BKA, in die auch die Mitarbeiter der Telekommunikationsanbieter keinen Einblick haben sollen. Es ist also vollkommen egal ob Vodafone eine Interesse an der Sperrung anderer Inhalte hat oder nicht, sie sind nicht mehr Herr der Lage, denn das BKA allein entscheidet, was auf die Liste kommt. Vodafone hat geholfen die Büchse der Pandora zu öffnen!

Abgesehen davon, nichts wünscht sich wohl Vodafone sehnlicher, als die jetzt angebrochene Diskussion unterbinden zu können ;-)

Das Thema Kinderpornographie ausklammern

Genau so löst man Probleme. Wie soll das verstanden werden? Man klammert einfach mal Streitpunkte aus um sich anderen Sperrthemen zuwenden zu können? So einfach funktioniert es im Internet leider nicht.

Der ganze Text erweckt eher den Eindruck der Hilflosigkeit. Vielleicht hat man versucht zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Zuerst ein (scheinbar) sinnvolles Projekt auf den Weg bringen und dann das Ergebnis imagefördernd unter dem Motto „Ethische Verantwortung im Kapitalismus“ präsentieren. Rein prinzipiell ist nichts gegen die Strategie tue Gutes und rede darüber zu sagen, aber dann sollte auch darüber nachgedacht worden sein, welche Folgen ein solches Projekt hat und ob die Maßnahmen angemessen und zielführend sind. Gut gemeint, ist eben noch lange nicht gut gemacht, in diesem Falle: vodafail.

Auch taugt die Pressemitteilung nicht mal als Rechtfertigung. Es wird nicht der kleinste Vesuch unternommen, zu belegen warum man die Sperrmaßnahmen, so wie sie beschlossen wurden, für sinnvoll und zielführend hält. Beispielhaft sei hier die Stellungnahme vom Provider snafu [2, 3] zu nennen, der konkret seine Auffassung darlegt, warum er die beschlossenen Maßnahmen ablehnt. Ähnliches hätte man von Vodafone von seinem Standpunkt aus erwartet, aber offensichtlich ist man an einer Diskussion nicht interessiert. Sicherlich, es gibt in diesem Falle keine rechtliche Verpflichtung für Vodafone sich (öffentlich) rechtfertigen zu müssen, aber gerade wenn man eine Kampagne zum Laufen bringt um die „Generation upload“ (nebenbeibemerkt, was sagt eigentlich die Musikindustrie zu diesem Motto?) anzusprechen, muß man auch deren Kommunikationsverhalten berücksichtigen. Kommunikation im Internet ist eben nicht mehr eindimensionl von Sender zu Empfänger(n), wenigstens diese Erkenntnis sollte doch inzwischen angekommen sein. Außerdem vergisst Vodafone, daß es im Internet eben nicht nur auf Bild-Leser sondern auch auf eine hochgradig technikaffine Population trifft, die die notwendigen technischen Kenntnisse mitbringt, sich Gehör zu verschaffen weiß und sich nicht mit dem üblichen Marketinggewäsch abspeisen läßt. So bleibt der Eindruck bestehen, als ob sich Vodafone als braver Gefolgsmann der Regierung zeigen wollte, denn vielleicht braucht man ja auch selbst mal eine Bürgschaft.


  1. Reaktion auf LivePK: Teil 3 Zugangserschwerung Kinderpornographie, Alexander Panczuk (Vodafone), 14.07.2009
    http://blog.vodafone.de/2009/07/14/reaktion-auf-livepk-teil-3-zugangserschwerung-kinderpornographie/?cp=3
  2. http://Globenaut.blogspot.com/2009/07/provider-lehnt-zensurmanahmen-offiziell.html
  3. INTERNET-SPERREN
    http://www.snafu.de/component/content/article/109-wartungsarbeiten/214-internet-sperren.html

Labels: , , , ,

#  0 Kommentare

Sicher surfen mit Vodafone....

von Globenaut am 16.7.09

Generation Upload meint: Endlich mal ein Unternehmen, das uns fragt! Nun gut, ihr fragt uns, wir antworten — ehrlich.

Surf-Stopp-Paket von Vodafone

Werbung muß die Wahrheit enthalten, insbesondere dann, wenn man meint in vorauseilendem Gehorsam und ohne gesetzlichen Zwang Zensur einführen zu müssen.[2]

  1. http://www.Vodafone.de/
  2. http://www.golem.de/0904/66524.html

Labels: , , ,

#  0 Kommentare

Provider lehnt Zensurmaßnahmen offiziell ab

von Globenaut am 13.7.09

Der Berliner Internet-Provider snafu von der Inter.net Germany GmbH hat heute erklärt [1], daß er bei seinen Kunden keine Zensurmaßnahmen vornehmen wird, weil er die von der Bundesregierung getroffenen Maßnahmen für nicht zielführend hält. Auch wenn diese Aussage mehr symbolischer Natur ist, da niemand gezwungen ist (war), die voreingestellten DNS des Providers zu benutzen. Genaugenommen muß ein Provider kein DNS anbieten, denn seine Aufgabe ist es zunächst nur, einen Zugang zum Netz zur Verfügung zu stellen. Dafür wird aber kein DNS benötigt. DNS ist somit eine freiwillige (kundenfreundliche) Serviceleistung des Providers, ähnlich wie die Zurverfügungstellung von e-Mailadressen, wobei Letztere der Kundenbindung dient. Der Kunde hat bisher schon immer die Möglichkeit gehabt, ein DNS seiner Wahl zu benutzen.[2]

Dennoch ist die klare Stellungnahme des Providers ein Schritt in die richtige Richtung und es bleibt zu hoffen das Weitere folgen werden. Eine solch klare Aussage wäre auch von den großen Providen bereits im Vorfeld zu dem Sperrgesetz wünschenswert gewesen:

[...]
Unsere Meinung zu den aktuell angestrebten Maßnahmen ist:
a) Sie sind von der Art und Weise der Implementierung nicht geeignet, um sinnvoll gegen die Verbreitung oder den Konsum von Kinderpornographie vorzugehen.
Beispielsweise sind die geplanten Sperren mit einfachen technischen Mitteln umgehbar.
b) Sie stellen in der geplanten Form einen de-fakto unkontrollierbaren Zensurversuch von Internet-Inhalten dar. Durch die geforderte Geheimhaltung der Sperrlisten werden diese einer nachvollziehbaren Überprüfung entzogen.. Weiterhin ist nicht geklärt, wie verfahren wird, wenn nicht rechtskonforme Inhalte von einer Seite entfernt wurden. Hier fehlt es an einer geregelten Verfahrensweise - insbesondere an einer zeitnahen rechtsstaatlichen Prüfung durch einen Richter.
c) Sie führen zur Kriminalisierung Unschuldiger und hebeln das Prinzip der Unschuldsvermutung aus. Gelangt ein Nutzer versehentlich auf eine betroffene Seite (beispielsweise über einen Kurz-URL-Dienst, eine Spam-Mail, harmlose aber verlinkte Inhalte usw.) gerät er durch die Speicherung seiner IP-Adresse – automatisch unter Generalverdacht.
Folglich wird die Inter.net Germany GmbH keine Zensur (Seitensperrungen) bei Ihreren Kunden vornehmen (vgl. dazu: „Unser Fazit“).
[...]
Unser Fazit:
Blinder Aktionismus hilft bei der angesprochen Problematik nicht. Wir fordern statt einem überzogenen Vorgehen, ein rechtlich und auch verfassungsgemäß abgesichertes Vorgehen. Dies bedingt eine verbindliche Gesetzgebung und Rechtsprechung. Eine Zensur insbesondere ohne richterliche Überprüfung ist unseres Erachtens nicht mit dem Grundgesetz Artikel 5 Absatz 1 vereinbar. Es kann nicht sein, daß alleine das Bundeskriminalamt eine geheime Liste vermeintlich krimineller Seiten erstellt, welche dann durch die Provider zu sperren sind. Da diese Kataloglisten geheim sind, ist hier der Öffentlichkeit, die Kontrolle über die Rechtmäßigkeit der Sperrungen entzogen. Somit sind es dann gerade die staatlichen Behörden, die ohne jedwede Kontrolle zensieren können. Gerade dadurch ist natürlich nicht zu verhindern, daß auch andere Inhalte der Zensur anheim fallen. Bei solch einer Vorgehensweise bleiben jedoch die Server, auf denen Kinderpornos tatsächlich liegen, unangetastet (nur der Zugang wird „erschwert“ nicht aber die verwerflichen Inhalte gelöscht). Auch die personenbezogene Datenspeicherung, nur auf einen nicht zweifelsfreien Verdacht hin, stellt unseres Erachtens nach, einen groben Verstoß gegen den Datenschutz dar und öffnet wiederum jedem Mißbrauch das Tor. Auch die ungeheuerliche Pauschalisierung der Bundesregierung ist an Polemik nicht zu überbieten. Jeder auch noch so berechtigte Einwand an der getroffenen Vorgehensweise wird abgeschmettert. Er wird damit erschlagen, daß jede Kritik an den halbherzigen, löcherigen, wenig fundierten und vermeintlich auch relativ unwirksamen Maßnahmen - einer Zustimmung und Billigung zur Kinderpornographie gleichkommt. Diese pauschalisierte Stigmatisierung der Provider ist nicht nutzbringend und wir distanzieren uns ausdrücklich von diesem Vorwurf.

  1. INTERNET-SPERREN
    http://www.snafu.de/component/content/article/109-wartungsarbeiten/214-internet-sperren.html
  2. Anleitung zur Konfiguration der DNS-Einstellungen
    http://www.ccc.de/censorship/dns-howto/
  3. http://www.zensurprovider.de/

Labels: , , , , ,

#  0 Kommentare

Piratenpartei Schweiz gegründet

von Globenaut

Gestern mittag wurde in der Schweiz eine weitere Piratenpartei gegründet. Daher ein herzliches „Willkommen an Bord“ in die Schweiz und allen Piraten, außer den echten, viel Erfolg.

Piratenpartei Schweiz
Ahoi, und alles klar zum Ändern!

Labels: ,

#  0 Kommentare

Für ein sauberes Internet: Censordyne

von Globenaut am 12.7.09

Ein Video-Clip aus Australien zur Internetzensur

  1. http://www.youtube.com/watch?v=THe3FDe-aD4

Labels: , ,

#  0 Kommentare

Realsatire: CDU-Politik.DE

von Globenaut am 11.7.09

Ich mag Satire und freue mich immer, wenn ich eine neue Satireseite entdecke. Aber die beste Satire ist immer noch das Leben selbst. Heute war es mal wieder soweit. Hier ein Auszug aus einem Artikel auf <http://WWW.CDU-Politik.DE>:

Katze aus dem Sack – SPD: Zensur wird Fakt
Die SPD zeigt nun, zu welcher Gruppe sie gehört und wie hier das Netz wahrgenommen wird: Bundesjustizministerin Zypries plant umfassende Zensurmaßnahmen – wenngleich der Wortlaut wohlweislich etwas anders klingt:

Soweit nichts wirklich Neues oder Satirisches, alles bekannt. Fehlt nur noch der Hinweis, daß die SPD aber dabei Bauchschmerzen hat. Also weiter:

Wenn die Netzgemeinschaft, die jungen wie die alten Millionen Internetuser hier nicht entschieden protestieren und Zypries wie auch ihrer Partei eine Absage erteilen, werden wir in Deutschland einen fühlbaren Einschnitt der Demokratie erleben.

Was tut eigentlich ein großer Teil der Netzgemeinschaft seit Monaten? Wieso hat die Piratenpartei so viel Zulauf? Wer hat die Petition unterzeichnet (immerhin mehr 134.000)? Hat der Autor die letzten Monate auf einer Insel ohne Internetanschluss verbracht? Aber jetzt kommt es, bitte festhalten, Kaffee, Cola oder was auch immer runterschlucken:

Die union, sonst viel gescholten als Überwachungspartei, wobei dieser Vorwurf bei genauerem Hinschauen in den meisten Fällen unpassend ist, hat hier die Chance, bei den “Homo digitalis”, also den Bürgern, für die das Internet und der freie Meinungsaustausch zum Leben gehören wirklich zu punkten: erteilen Sie Frau Zypries eine Absage und machen Sie klar: Kriminalitätsbekämpfung ja, Zensur und Gesinnungsstrafrecht niemals!

Ein Knaller, die Union als Partei der (Meinungs)freiheit! Glücklicherweise endet der Beitrag an dieser Stelle, sonst hätte ich mich wirklich totgelacht. Dies ist wohl der endgültige Beweis für die Existenz von Paralleluniversen. Es muß irgendwo in einer fernen Dimension eine Welt geben, in der Stasi-Schäuble, Ursula von der Leyen, Wolfgang Bosbach und all die anderen Flitzpiepen nicht in der Union sind und in der Dinge wie Vorratsdatenspeicherung, Mautdatenmißbrauch, biometrische Merkmale und RFIDs in Pässen nur gegen heftigsten Widerstand der Union durchgesetzt wurden.

Aber immer wenn man denkt, es geht nicht abstruser, schaffen es die Hanseln von der Union noch Eines draufzusetzen. Ein Blick in die Regeln von CDU-Politik.DE läßt einem die Augen vor Lachen tränen:

CDU-Politik.de ist das unabhängige aber parteiische Blog der CDU/CSU – Basis Deutschlands.

Parteiisch für die CDU ist klar, aber wovon unabhängig? Von der SPD, von den Fakten, von der Realität? Vermutlich von allen drei Dingen.

Das Schlimmste an der ganzen Sache ist, daß es die Blogbetreiber ernst meinen, die glauben tatsächlich was sie da schreiben. Ein Blick in das Xing-Profil des Blogbetreibers Philip Schwab offenbart das ganze Grauen:

bis heute Mit-Initiator www.CDU-POLITIK.de
(Der Firmenname ist nur sichtbar für registrierte Mitglieder)
Branche: Politik
bis heute stellv. Ortsvorsitzender
CDU
Branche: Politik
bis heute Mitglied Finanzausschuss Nuthetal
CDU
Branche: Politik
bis heute Vorstandmitglied
RCDS Potsdam
Branche: Politik
bis heute Kreisvorsitzender PM
JU
Branche: Politik

Wie blöde sind die Menschen, daß sie die Unionsparteien immer noch wählen? Was muß eigentlich noch alles passieren, damit wir dieses Gesindel nicht noch länger in den Parlamenten ertragen müssen?


  1. http://cdu-politik.de/regeln/
  2. http://cdu-politik.de/2009/07/10/katze-aus-dem-sack-spd-zensur-wird-fakt/
  3. https://epetitionen.bundestag.de/index.php?action=petition;sa=details;petition=3860
  4. http://www.xing.com/profile/Philipp_Schwab2

Labels: , , , , , , , , ,

#  0 Kommentare

Sperrgesetz besschlossen

von Globenaut am 10.7.09

In der heutigen Plenarsitzung hat der Bundesrat den Gesetzentwurf [1, 2] für Websperren im Kampf gegen die Verbreitung von Kinderpornographie beschlossen. Den betroffenen Kindern nützt es gar nichts, die Bilder bleiben weiter im Netz (weil die Sperre eben nichts sperrt, daher trifft es der Ausdruck Zugangserschwernisgesetz etwas besser), aber Deutschland hat jetzt endgültig die rechtliche Grundlage für die Schaffung einer umfassenden Zensurinfrastruktur gelegt. Allerdings kann jetzt eine Verfassungsklage eingereicht werden. Bei der ganzen Diskussion darf nicht vergessen werden, daß es in Deutschland schon lange versteckte Zensur gibt, nur nennt es sich euphemistisch Jugendschutz und wird durch die BPjM verantwortet. Allein das BPjM-Modul umfasst 50.000 Einträge, die von den deutschen Ablegern der Suchmaschinen nicht angezeigt werden. Auf <http://www.chillingeffects.org> läßt sich dies (noch) sehr schön zeigen.
<http://www.chillingeffects.org/search-comparator/search.php?se=google.de&q1=site:rotten.com>:
Google.DE: „Es wurden keine mit Ihrer Suchanfrage - site:rotten.com - übereinstimmenden Dokumente gefunden.“
Google.com: „ungefähr 9.250“
Für den Suchbegriff nach der Webseite <http://WWW.Rotten.com> werden also in DE gar keine Ergebnisse ausgegeben, was einen aufmerksamen Beobachter noch stutzig machen sollte. Außerdem weist Google (noch) daraufhin, daß aus Rechtsgründen 559 Einträge entfernt wurden. Bei anderen Suchbegriffen (Nazi+Lauck, Auschwitz+Lüge, etc.) wird die Sache subtiler, wenn in den Ergebnislisten einzelne Fundstellen unterdrückt werden.

Forderungen zur Ausdehung der Websperren über Kinderpornografie hinaus werden bereits seit Wochen von verschiedenen Seiten (Musikindustrie, Zentralrat der Juden, Zentralrat der Sinti und Roma, Politiker zur Sperrung von Bombenbauanleitungen, Downloads, Hass-Propaganda etc.) immer wieder laut geäußert. Stellvertretend für die Gesinnung der Politiker steht eine Äußerung von Wolfgang Bosbach:

[...] sich erstmal mit dem Thema Kinderpornographie befassen, damit die öffentliche Debatte nicht in eine Schieflage gerät.

Man muß hier Bosbach in gewisser Weise zustimmen, taktisch wäre es wohl durchaus klüger gewesen wirklich nur über Kinderpornografie zu reden, das Gesetz zu beschliessen und dann hinterher die Liste zu erweitern. Anscheinend fühlt man sich sehr sicher.

Jetzt gibt es jedenfalls eine handfeste gesetzliche Grundlage auf der die Zensurbefürworter aufbauen können. Zunächst wird es aber wohl ab 1. August interessant, wenn die ersten Stoppseiten installiert werden. Wann taucht die Liste der gesperrten Seiten auf? Wieviele und vor allen Dingen welche Seiten wird sie umfassen? Viele Blogs — dieses eingeschlossen —, nehmen sachdienliche Hinweise zu Stoppseiten gern entgegen. Eine Übersicht zu den bisherigen Stoppseiten findet sich im Scusiblog.[3] Zunächst sollten aber möglichst viele Webseitenbetreiber ein Zeichen setzen und regierungsnahen Organisationen den Zugriff auf ihre Webseite entziehen. Eine detailierte Anleitung findet sich in diesem Blog unter <http://globenaut.blogspot.com/2009/06/zensur-den-zensoren.html> Und natürlich sollte jeder wissen wie man die DNS-Einstellungen seines Computers ändert.[4]


  1. Gesetz zur Bekämpfung der Kinderpornographie in Kommunikationsnetzen
    http://www.bundesrat.de/cln_090/SharedDocs/Drucksachen/2009/0601-700/604-09,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/604-09.pdf
  2. Gesetz zu Web-Sperren passiert den Bundesrat
    http://www.heise.de/newsticker/Gesetz-zu-Web-Sperren-passiert-den-Bundesrat--/meldung/141849
  3. Stoppseiten Europas
    https://scusiblog.org/?p=976#more-976
  4. Anleitung zur Konfiguration der DNS-Einstellungen
    http://www.ccc.de/censorship/dns-howto/

Labels: , , , , ,

#  0 Kommentare

Passwort unter MacOS X zurücksetzen

von Globenaut am 2.7.09

Dies ist weder der erste, schon gar nicht der einzigste Eintrag im Netz zu diesem Thema, aber er ist mein Eintrag! Im Falle des Falles weiß ich, daß hier die Lösung steht, denn de facto benötige ich die Kommandos nie. Außerdem möchte ich mich ím Notfall nicht erst mit der Karrikatur einer technischen Anleitung befassen müssen [1, 2]:

Wie kann ich ein Mac OS X System
Sofern nicht bewusst geändert, Ihr Schlüsselbund-Kennwort ist verpflichtet, Ihnen die Original-Administrator-Passwort. [...] Mit der folgenden Methode, um Ihr Administrator-Passwort wird von Ihnen verlangen, um weitere Schritte, um auch Ihr Schlüsselbund-Kennwort. [...]

Wie kann ich ein Mac OS X Schlüsselbund Passwort vergessen?
Ihr Standard-Schlüsselbund bindet an Ihren Administrator-Kennwort auf die Schaffung und wird dies auch weiterhin zu aktualisieren, wenn Sie Ihre Administrator-Passwort über die Konten-Menü. [...] Werden Sie nicht mehr in der Lage, jede keychain, dass eine Passwort an Ihre Passwörter.

Wenn man soetwas liest, fragt man sich schon, ob es nicht doch sinnvoll ist, den Straftatbestand der Lingualvergewaltigung einzuführen. Aber jetzt Butter bei die Fische. Je nach Ausgangslage gibt es mehrere Möglichkeiten:

Lösung 1: Ohne Original-Medium (CD/DVD) — Klassischer UNIX-Ansatz zum zurücksetzen eines Passwortes
Den Mac durch Drücken von Cmd (Apfel) + S beim Hochfahen im Modus „Single User“ starten und dann dort folgendes im Terminal (sh /etc/rc) eingeben:
#:~>passwd Benutzername
#:~>reboot
Lösung 2: Ohne Original-Medium (CD/DVD)
Den Mac durch Drücken von Cmd (Apfel) + S beim Hochfahen im Modus „Single User“ starten und dann dort folgendes im Terminal eingeben:
#:~>fsck -y
#:~>mount -uaw /
#:~>rm /var/db/.AppleSetupDone
#:~>reboot

Je nachdem was sich vorher ereignet hat, kann ein kurzer Test des Dateisystems sinnvoll sein, daher das optionale fsck -y am Anfang. Nach einem Neustart wird man aufgefordert einen Benutzer mit Administratorrechten anzulegen. Mit diesem neuen Adminsitrator kann dann das Passwort des urprünglichen Nutzers zurückgesetzt werden.

Lösung 3: Ohne Original-Medium (CD/DVD)
Den Mac durch Drücken von Cmd (Apfel) + S beim Hochfahen im Modus „Single User“ starten und dann dort folgendes im Terminal (sh /etc/rc) eingeben:
#:~>mount -uw /
#:~>launchctl load /System/Library/Launchdaemons/com.apple.DirectoryServices.plist
#:~>dscl - -delete /Users/[Benutzername]/ AuthenticationAuthority
#:~>passwd Benutzername
#:~>reboot

Also zuerst Passwort löschen, dann Passwort wieder setzen. Am besten altes Passwort wieder setzten, da die Anmeldung am Schlüsselbund noch mit dem alten Passwort erfolgen muss.

Lösung 4: Mit Original-CD (DVD)
Die Originalanleitung findet sich bei Apple im Artikel #106156. [3]
  1. Rechner mit gedrückter „C-Taste“ von der Mac-OS-X-Installations-CD starten.
  2. Im Menü „Installer“ („Dienstprogramme“) die Option „Kennwort zurücksetzen“ wählen.
  3. Im Ausklappmenü den Administrator auswählen und im Menü „Flagge“ unter „Andere Eingabequellen“ „Deutsch“ auswählen um die deusthe Tastaturbelegung zu erhalten. Erst jetzt das neue Passwort eingeben. Am besten ist sowieso zunächst ein einfaches Passwort ohne Sonderzeichen zu vergeben und dieses erst nach dem Neustart des eigentlichen Systems unter „Systemeinstellungen > Benutzer“ durch ein Sichereres zu ersetzen.
  4. Sichern.
  5. Installationsprogramm über „Installer - Aktualisierer beenden“ verlassen.
  6. Rechner neu starten.

  1. Wie kann ich ein Mac OS X System
    http://de.tech-faq.com/reset-mac-os-x-admin-password.shtml
  2. Wie kann ich ein Mac OS X Schlüsselbund
    http://de.tech-faq.com/reset-mac-os-x-keychain-password.shtml
  3. Mac OS X: Benutzerkennwort ändern oder zurücksetzen
    http://docs.info.apple.com/article.html?artnum=106156-de

Labels: , , ,

#  0 Kommentare

Piratenblogger
Glauben ist die mutwillige Nichtbenutzung des Verstandes!
Bundestagswahl 2009: Weg mit dem Gesindel von SPD und C*U!
© 2005-2009, GlobenautDieses Blog wird unterstützt von Blogger.