Die diesjährige Situation bei der Berliner S-Bahn hat der Tagesspiegel auf den Punkt gebracht:
Um die Berliner S-Bahn im April 1945 zum Stehen zu bringen, benötigte die Rote Armee 2,5 Millionen Soldaten, 6.000 Panzer, 7500 Flugzeuge und 10.000 Geschütze. Der Bahn ist das Gleiche durch den Einsatz von lediglich vier Managern gelungen. Gegen sie wird jetzt vom Staatsanwalt wegen „gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr“ ermittelt.
Derzeit sind rd. ⅔ der Wagen nicht einsatzfähig, was zu massiven Einschränkungen beim Zugverkehr führt, da z. Zt. teilweise ganze Linien stillgelegt sind. Die Ursache des Ausfalls ist angeordnete, mangelhafte und/oder minderwertige Wartung und Personalentlassungen auch im technischen Sektor. Abgesehen von der Inkaufnahme der Gefährdung von Menschenleben — immerhin wurden Räder und Bremsen nicht entsprechend gewartet — und massiven Zugausfällen, wird ein anderer Gesichtspunkt nach meiner Kenntnis bisher überhaupt nicht thematisiert.
Die Ursache der Probleme ist letztendlich der angestrebte Börsengang der Deutschen Bahn AG (DB), dessen 100%ige Tochter die Berliner S-Bahn ist. Um die Bilanzen der DB möglichst positiv aussehen zu lassen, wurde die Tochter zu enormen „Gewinn“abführungen gezwungen, die durch drastische Sparmaßnahmen erzielt wurden. Je besser die Bilanzen erscheinen, desto höher der Ausgabepreis der Aktien. Da die Gewinne aber bewusst auf Kosten der Substanz des Tochterunternehmens erzielt wurden und nicht durch Mehreinnahmen, kann wohl mit fug und Recht von einem geplanten Anlegerbetrug gesprochen werden. Selbst wenn man zu Gunsten des Bahn-Managements annähme, daß aus dem erhöhten Erlös wieder Mittel in die S-Bahn zur Sanierung hätten zurückfließen sollen, bleibt es Betrug, da mit verdeckten Karten gespielt wurde. Die hier verwendeten Methoden ähneln frappant den Machenschaften, wie man sie von der organisierten Kriminalität her kennt. Noch brisanter wird dieser Fall mafiösen Gewinnstrebens dadurch, daß es sich bei der DB um ein Staatsunternehmen handelt!
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