Globenaut

Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.
Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte
Resolution 217 A (III) vom 10.12.1948/Artikel 19
Zensoren sind Verbrecher!
BPjM: Trusted Censorship
Christliche Werte — Neine Danke!

Die Lügen der Demoskopen

von Globenaut am 21.9.05

Kaum ist die Wahl vorüber geht wieder ein Staunen durch die Presse, daß die Demoskopen mit ihren Prognosen wieder einmal heftig daneben lagen. Wer aber ein minimales Verständnis von Statistik hat, den überrascht dies überhaupt nicht, denn genaugenommen lagen die Prognosen gar nicht daneben. Dieser Eindruck wird nur durch die Medien erweckt. Man kann sogar soweit gehen zu behaupten, daß Medien und Meinungsforschungsinstitute versuchen den Konsumenten zu manipulieren. Die Grundlage dieser Manipulation ist die mißbräuchliche Anwendung statistischer Methoden. Die fehlerhafte Anwendung von Statistik bei der Demoskopie ist keineswegs ein neues Phänomen, aber ein sich Verschärfendes:

Dieses Verhalten führt zu einer vermehrten Manipulation des Konsumenten und erhöht die Fehlentscheidungen, da die zu Grunde liegende Zahlenakrobatik nichts mehr mit seriöser Statistik zu tun hat. Besonders deutlich wird dies wieder an Hand der letzten Sonntagsfragen vor der Bundestagswahl 2005:

Sonntagsfrageergebnisse von Allensbach und Emnid
DatumCDU/CSUSPDGrüneFDPLinke.PDSSonstigeBefragte
Allensbach
16.09.200541,5%32,5%7,0%8,0%8,5%2,5%1.682
13.09.200541,7%32,9%7,2%7,0%8,5%2,7%~2.000
Emnid
13.09.200542,0%33,5%7,0%6,5%8,0%3,0% ~2.000
10.09.200540,5%34,5%7%7%8 %3%
Auszug der Daten aus [1, 2]

Diese Zahlen sollen uns weißmachen, daß es möglich ist mit 1.000 - 2.000 per Telefon Befragten das Verhalten von rund 62 Millionen Wahlberechtigten auf Zenhntelprozent genau vorherzusagen. Beschränkte man sich früher noch auf die Angabe ganzer Prozentwerte, wurden dieses Jahr bereits Zehntelprozente angegeben. Dies suggeriert eine Steigerung der Vorhersagegenauigkeit um den Faktor 10 gegenüber vorangegangenen Vorhersagen. Genau dies ist aber aus statistischen Gründen gar nicht möglich.

Wohlweislich geben die Umfrageinstitute nur selten [3], meist aber gar keine Fehlerwerte zu ihren Daten an, denn dann würde selbst der Laie schnell feststellen, daß auch die Angabe ganzer Prozentzahlen keine verlässliche Aussage darstellt. Darüberhinaus wird dann noch eine Veränderug des Ergebnisses zur vorangegangenen Umfrage genannt. Solange aber die Fehlerbreite um ein Mehrfaches größer ist, als die Veränderung zwischen zwei Umfragen ist ein wertender Vergleich (Zunahme/Abnahme) unsinnig.

Sonntagsfrage vom 08.09.2005 [3]
SPDCDUGrüneFDPLinke.PDSSonstige
34%41%7%6,5%8,5%3%
Veränderung zur Vorwoche:
+2%-2%±0% +0,5%-0,5%±0%
Fehler: je nach Parteianteil (5-50%) ±1,4-3,1% [3]

Wendet man selbst die von infratest-dimap angegebene Fehlerbreite mal auf die FDP an, bedeutet dies einen Vorhersagebereich 6,5±1,6% = 4,9-8,1%, d.h. die FPD scheitert an der 5%-Hürde oder eben nicht. Bei diesem Bereich geht die Veränderung von +0,5% zur Vorwoche vollkommen unter. Verschlimmert wird dies noch dadurch, daß die angegebene Fehlerbreite zu niedrig ist, da sie auf falschen Voraussetzungen beruht (bspw. wird u.a. von einer Wahlbeteiligung von 100% ausgegangen). Realistisch ist aber eine Fehlerbreite von mindestens 2-6%, was den Aussagewert der Sonntagsfrage erst recht ad absurdum führt.

Im direkten Vergleich von Endergebnissen mit der Prognose und der zu niedrig angesetzten Fehlerbreite ergibt sich folgendes:

Vergleich von Endergebnissen und Prognose
ParteiVorl. Endergebnis
2005 [4]
Endergebnis
2002 [4]
Prognose
2005 [3]
SPD34,3%38,5%31,8-37,3%
CDU27,8%29,5%25,3-30,3%
CSU7,4%9,0%5,8-9%
GRÜNE8,1%8,6%6,5-9,7%
FDP9,8%7,4%4,9-8,1%
PDS.Linke8,7%4,0%7,4-10%
Sonstigen3,9%3,0%2,6-5,2%

Mit anderen Worten: Unter Berücksichtigung der Fehlerbreite läßt sich beinahe jedes gewünschte Ergebnis aus den Zahlen ablesen! Die veröffentlichten Aussagen hatten also statistisch keinen Vorhersagewert, führten aber den Leser/Zuschauer in die eine bestimmte Richtung.

Aber es beginnt bereits mit der Auswahl der Befragten. Auch wenn die Demoskopen schwören die Telefonbefragung sei repräsentativ, so ist dies mehr als zweifelhaft. Die Telefonummern werden aus Verzeichnissen ausgelost, doch

An Hand dieser wenigen Punkte wird bereits klar, daß die Telefonumfrage nicht repräsentativ ist. Alles in allem stellt sich in der Realtität heraus, daß von 2.000 Ausgelosten überhaupt nur von ungefähr 1.200 eine für die Vorhersage der Parteiprozente sinnvolle Antwort zu erwarten ist, denn Nichtwähler und Unentschlossene machen einen beträchtlichen Anteil aus.

Die Institute betrachten die entscheidenden Schritte ihrer Arbeit als Betriebsgeheimnis, aber es ist auf Grund der falschen Prognosen offensichtlich, daß die Arbeitsweise der Institute nicht dazu geeignet ist sinnvolle Prognosen zu erstellen, geschweige denn Veränderungen aufzuspüren, genau dies ist aber der Sinn von Umfragen.

Erst erheben Demoskopen den Anspruch mit ihren Methoden das Verhalten der Wähler vorhersagen zu können, um dann, wenn die Prognose daneben liegt, mit der bezeichnenden Aussage zu kommen, daß es sich um keine Prognose, sondern um ein Stimmungsbild handelt. Zu guter letzt ist sogar der Bürger schuld, wenn die Demoskopen versagen, denn „die Wähler reagieren immer schneller und sensibler“. Die Tatsache, daß die Vorgehensweise falsch sein könnte wollen und dürfen die Demoskopen nicht zur Kenntnis nehmen, denn dann würden sie ihre gesamte bisherige Geschäftsgrundlage in Frage stellen.

Neben der (gewollten?) Manipulation der Konsumenten, sind diese Meinungsumfragen auch nicht gerade preiswert. Privatunternehmen können ihr Geld verplempern für was sie wollen, aber im öffentlich-rechtlichen Bereich müssen andere Maßstäbe angelegt werden. Immerhin werden hier GEZ-Gebühren und Steuergelder für die Präsentation höchst unsauberer (um nicht zu sagen gefälschter) Daten unsachgemäß eingesetzt. Darüberhinaus besteht auch für andere Medien durch diese Praxis immer die Gefahr der Wahlmanipulation auf Grund der hohen Reichweite. Garniert werden dann diese Zahlen auch noch mit Schleichwerbung, seit neuestem sogar mit gerichtlicher Erlaubnis. [5]

Im Grunde handelt es sich bei dem Vorgehen der Meinungsforschungsinstitute um Betrug, denn sie verkaufen etwas, was sie gar nicht haben: statistisch klare Daten und eine daraus korrekt abgeleitete Prognose. Die Demoskopie der Meinungsforschungsinstitute ist keine seriöse Wissenschaft, sondern ein knallhartes Geschäft. Diesbezüglich unterscheidet sie sich nicht von der Pharmaindustrie. Niemand käme ernsthaft auf den Gedanken eine medizinische Studie von einem Pharmaunternehmen als unabhängig zu bezeichnen und die vorgelegten Daten einfach so zu glauben. In beiden Fällen beeinflusst das erwünschte Ergebnis die Umfrageergebnisse.

Im Grunde wäre sogar eine rechtliche Regelung für Wahlprognosen sinnvoll, die mindestens zwei zentrale Punkte enthalten muß:


  1. http://www.wahlrecht.de/umfragen/allensbach.htm
  2. http://www.wahlrecht.de/umfragen/emnid.htm
  3. http://www.infratest-dimap.de/?id=9
  4. http://www.bundeswahlleiter.de/bundestagswahl2005/presse/pd360211.html
  5. Linux-Verband wirft ARD Schleichwerbung vor (09.09.2005)
    http://www.netzeitung.de/internet/356992.html

Labels: ,

#
Kommentare:
Kommentar veröffentlichen

Neuester Eintrag
Piratenblogger
Glauben ist die mutwillige Nichtbenutzung des Verstandes!
Bundestagswahl 2009: Weg mit dem Gesindel von SPD und C*U!
© 2005-2009, GlobenautDieses Blog wird unterstützt von Blogger.