Wie die Tagespresse [1, 2] berichtet, ist die neueste Idee zum Schutze von Atomkraftanlagen (AKW) die Installation von GPS-Störsendern, die im Falle eines (vermutlichen) Angriffs eingeschaltet werden sollen. Legt man Reisegeschwindigkeiten zwischen 500 - 800 km/h für einen Passagierjet zu Grunde zeigt sich schnell die Unsinnigkeit eines solchen Vorgehens im dichtbesiedelten Deustchland bzw. Europa. Jets benötigen zwischen 4,5 - 7,2 Sekunden für einen Kilometer. Um eine wirkungsvolle Ablenkung zu erreichen müßten also die relativ schwachen und daher leicht zu störenden GPS-Signale in einem sehr großen Umkreis gestört werden, am besten bereits dann, wenn das gut zu erkennende AKW noch nicht in Sichtweite ist. Nachdem ein Flugzeug die Luftstraße (Breite rd. 18km) verlassen hat müßte zuerst geklärt werden ob es sich tatsächlich um einen Angriff handelt. Bei Notfällen oder dem schlichten Verfliegen eines Piloten wäre die Störung von Navigationssignalen wohl eher kontraproduktiv. Die Signale müßten in einem halbkugelförmigen Raumbereich in dessen Zentrum sich das AKW befindet gestört werden. Eine einfache Rechnung liefert nun den Radius:
Radius [km] | Zeit |
---|---|
1 | 4,5 - 7,2 s |
10 | 45 - 72 s |
50 | 3,75 - 6 min |
100 | 7,5 - 12 min |
Für sinnvolle Handlungen - rd. 10 min - kommt somit nur ein Störradius von nicht weniger als 100 km in Frage. Doch wie realistisch ist ein solcher Radius? Um das einzuschätzen muß man sich einige Entfernungen in Deutschland vor Augen halten:
Flughafen Frankfurt Rhein-Main zum AKW Biblis | 39 km |
Flughafen Hamburg Harburg nach AKW Brunsbüttel | 70 km |
Luftstraße zu AKW Isar 1 & 2 | 3 km |
Bei diesen Entfernungen kann die Installation von Störsendern wohl nur als Scherz gemeint sein. Selbst wenn man diese Sender installieren würde, müßten andere Flugzeuge, will man diese nicht als Kollateralschaden in Kauf nehmen, ohne GPS navigieren. Das wiederum können Terroristen auch, wie die Piloten des Anschlages auf das World Trade Centrum (WTC) in New York am 11.9. bewiesen haben, da sie nach heutigen Erkenntnissen per Sichtflug in die Türme geflogen sind. Darüberhinaus liegen die AKW in Deutschland auch an prominenten Punkten und sind nur schwer zu übersehen (selbst wenn sie im Angriffsfalle, wie ebenfalls vorgeschlagen wurde, in eine künstliche Nebelwand eingehüllt werden). Auch ist zu bedenken, daß bei den Ausmaßen eines AKW das Ablenken eines Flugzeuges um wenige Meter keinen großen Unterschied erwarten läßt. Der Einschlag eines Jets kommt in jedem Falle einer extern-terminierenden Schnellabschaltung gleich.
Nicht berücksichtigt sind hierbei die verhätnismäßig geringen Folgen am Boden duch die zeitweise Störung der GPS-Signale, wie Ausfall von Navigationssystemen in LKW und KfZ und Mautstellen.
Wenn man also die GPS-Störsender nicht einfach als Scherz auffassen will, muß man sie in das Kapitel „gut gemeint, aber voll daneben“ einordnen, denn hierbei handelt es sich nur um eine Scheinsicherheit um Handlungsfähigkeit von seiten der Politik vorzutäuschen. Wir sollten der Realität ins Auge blicken: Es gibt bei uns keine realistischen Abwehrmaßnahmen gegen solche Angriffe.
Mit etwas Nachdenken, ließen sich solche Störsender durch Terroristen auch recht gut „umdrehen“. Anstelle von irgendwelchen Daten spiele man allen Flugzeugen im Umkreis einfach die Daten des nächstgelegenen AKW ein. Das spart ungemein Selbstmordattentäter.