Globenaut

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Christliche Werte — Neine Danke!

Meme Schlurchmarke

von Globenaut am 1.9.09

Es ist immer wieder schön, wenn man im Leben etwas dazulernt, insbesondere wenn dadurch die sprachlichen Fertigkeiten weiter verfeinert werden. So habe ich heute das mir vollkommen unbekannte Wort Schlurchmarke gehört. Etymologisch ist der Schlurch eine Zusammenziehung von Lurch und Schelm und wurde wohl im Schlesischen benutzt (zumindest kannten alte Schlesier das Wort). Bisher hatte ich keinerlei Assoziation mit diesem Begriff.

RA Iris Sanguinette
Iris Sanguinette
Man beachte: Mediatorin & RA
Quelle: http://www.horn.biz/rasanguinette

Das Zweite, welches ich heute gelernt habe, ist ökonomischer Natur. Es gibt nämlich einen deutschen Sportartikelhersteller namens JAKO AG. Das liefert bisher auch keine Assoziation bei mir. Zugegebenermaßen, ich bin kein Sportfan und somit hatte ich wohl deshalb von JAKO bis heute noch nichts gehört. Diese Bildungslücke wurde aber nun mit Hilfe von Frank Baade alias Trainer Baade, der in seinem inzwischen gelöschten Blogeintrag den Sportartikelhersteller JAKO als Schlurchmarke bezeichnete, sich abfällig über das neue Firmenlogo äußerte („Jetzt hat Jako (oder JAKO) sein Logo geändert: Von relativer Scheiße zu ganz besonderer Scheiße“) und ihn dann auch noch mit ALDI/LIDL verglich, und der Anwaltskanzlei Horn & Kollegen, vertreten durch RA Iris Sanguinette (Nomen est Omen: sanguin = blut...), der Fa. JAKO, ebenfalls endlich geschlossen.

Jetzt mag der geneigte Leser denken, schön er hat zwei Bildungslücken weniger, aber was ist darin nun so wichtig? Eigentlich rein gar nichts, wenn da nicht wieder einmal ein Unternehmen Menschen beschäftigen würde, die keinerlei Ahnung davon haben wie das Internet funktioniert und dadurch höchst merkwürdige Rechtsauffassungen entwickeln welche zum Versand dementsprechender Abmahnungen führen.

Der Fall wird ausführlich im Blog „Alles ausser Sport“ in dem Eintrag „Wie JAKO anderen Leuten das letzte Trikot auszieht“ geschildert. Die eigentliche Essenz ist aber recht kurz: Jemand stellt einen Blogeintrag ins Netz, ein Unternehmen stört sich daran, schickt eine Abmahnung, der Blogger zeigt sich kooperativ und löscht den Eintrag. Später wird irgendwo im Netz bei Dritten (!) eine Kopie des störenden Eintrages gefunden und der Blogger wird erneut mit folgender Begründung abgemahnt:

[...] es unterlassen zu haben „das Internet“ (sic!) sorgfältig genug zu prüfen.

Wenn man also eine Abmahnung erhalten hat, sollte man nach Entfernen des Eintrages zum Beweis der Sorgfaltspflicht also immer einen Ausdruck des Internets bereithalten?! Sollte irgendein Gericht die Rechtsauffassung der Kanzlei teilen, wird jedwede Aussage zu einer ruinösen Gefahr. Das funktioniert dann besser als jedes leyenhafte Stoppschild. Interessant sind auch die logischen Konsequenzen, die sich aus einer solchen Rechtsauffassung ergeben, denn wenn amtlich festgestellt wird, daß ein Vergleich mit ALDI/LIDL als Schmähkritik anzusehen ist, könnten sich dann nicht wiederum ALDI/LIDL (ungerechtfertigt?) geschmäht sehen und ihrerseits auf Unterlassung klagen? Und darf man nun noch kik mit ALDI/LIDL vergleichen oder nicht und wenn ja, ist es eine Schlurchmarke? Fragen über Fragen, die ein Leben mit Rechtsanwälten aufwirft.

Wie dem auch sei, bei mir und sicherlich auch bei vielen anderen hat jedenfalls das Mem Schlurchmarke JAKO Wurzeln geschlagen und ist wohl nicht mehr zu beseitigen. Das Ganze ist ein weiterer, ausgesprochen schöner Beweis für den Streisand-Effekt. Es gibt eben immer wieder Menschen und Unternehmen die lernen es nur auf die ganz harte Tour. Daher ein kleiner Ratschlag an JAKOs-Equipe: Es ist manchmal wirklich besser Gras über eine Sache wachsen zu lassen. Es besteht zwar immer die Gefahr, daß es irgendein Kamel wieder abfrisst, aber man muß doch nicht gleich die eigenen Kamele auf diese Weide schicken! Andererseits kann man dies natürlich auch als eine neue Form von viralem Marketing auffassen: Die Mutation eines harmlosen Schnupfens zu einer lebensgefährlichen Pandemie.

Nachtrag (02.09.2009):
Die Lawine ist so richtig ins Rollen gekommen. Inzwischen haben selbst Spiegel und Handelsblatt das Thema aufgegriffen und bei YouTube erfreut sich das Video „JAKO Sportbekleidung kommt mir nicht ins Haus“ einer gewissen Popularität. Twitter als Multiplikator sorgt dafür, daß man auch nichts Neues zu JAKO verpasst und noch wächst der Tsunami weiter.

Die Kanzlei ist übrigens mindestens unter den folgenden 13 URLs zu erreichen:

Vielleicht hätte sich noch ein Qualifikationskurs mit Schwerpunkt Marketing und Internetrecht angeboten, bevor man loslegt. Dafür gibt es jetzt eben einen kostenlosen Intensivschnellkursus.


  1. Wie JAKO anderen Leuten das letzte Trikot auszieht
    http://www.allesaussersport.de/archiv/2009/09/01/wie-jako-anderen-leuten-das-letzte-trikot-auszieht/
  2. Abmahnung gegen Sport-Blogger — Wie das Netz Öffentlichkeitsarbeit verändert (02.09.2009)
    http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,646524,00.html
  3. Und Jako schweigt (02.09.2009)
    http://www.handelsblatt.com/unternehmen/it-medien/und-jako-schweigt;2452210
  4. JAKO Sportbekleidung kommt mir nicht ins Haus
    http://www.youtube.com/watch?v=kmfWpdNuIxc

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Kommentare:
Anonymous Anonym meinte um 17:05 Uhr:
"Entymologisch" ist auch ein interessantes Wort. Von Amphibien zu Kerbtieren.
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Blogger Globenaut meinte um 18:19 Uhr:
Das mit den Kerbtieren ist entomologisch, irgendwie auch nicht das was dort stehen sollte, nämlich etymologisch. Hab's verbessert.
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